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Goyas Geister gab Forman ein weiteres Mal die Möglichkeit, sich nach Mozart, Andy Kaufman und Larry Flint erneut mit der Biografie einer historischen Person zu beschäftigen. Die Geschichte beginnt in Spanien, das bereits die Effekte der Französischen Revolution zu spüren beginnt. Die Kirche fängt an, ihre Macht zu stärken, indem sie Freidenker und Ketzer intensiver verfolgt als zuvor, vor allem durch die Wiedereinführung des so genannten Rechts auf Folter (Zitat Bruder Lorenzo), also der Folter von Verdächtigen.

Goya ist ein beliebter Künstler, der in seinen Portraits die Königin und sogar den Inquisitor Lorenzo verewigt. Als Inés von der Inquisition verhaftet wird und trotz Folter ihre Unschuld beteuert, bittet ihr Vater den einflussreichen Goya um Hilfe.

So wird Goya der Vermittler im hoffnungslosen Kampf zwischen Inés’ Vater und der Maschinerie der Inquisition. Später bringt Inés’ Vater Bruder Lorenzo durch einen Trick dazu, sich selber der Ketzerei zu beschuldigen. Er hofft, der Kirche dadurch die Absurdität des Rechts auf Folter aufzuzeigen und so die Nutzlosigkeit des so genannten Geständnisses seiner Tochter zu beweisen. Trotz allem bleibt das Mädchen im Gefängnis.

Fünfzehn Jahre später überfällt Napoleon das Land, löst die Inquisition auf und entlässt sämtliche Gefangenen, unter ihnen auch Inés. Unterdessen töten die Revolutionsgarden Inés‘ Familie. In ihrer Verzweiflung wendet sich Inés an den mittlerweile tauben Goya, um ihre Tochter zu finden, die im Gefängnis geboren wurde.

Auf der Suche trifft Goya auf einen von den Franzosen berufenen Ankläger, der sich als Lorenzo entpuppt. Es stellt sich heraus, dass Lorenzo der Vater von Inés‘ Kind ist. Lorenzo versucht, die Zeugen seiner Vergangenheit zu eliminieren, zuerst Inés und später auch seine eigene Tochter Alicia. Doch Strafe ist schon bald in Gestalt der Britischen Armee zur Stelle, die auf dem Vormarsch ist.

Die spektakuläre Parabel erzählt von Despotismus und blindem Fanatismus, der nicht nur seine Opfer, sondern auch die Täter zerstört. Sie funktioniert als Spiegel für die eigenen Erfahrungen des Regisseurs mit den Nazis und mit der späteren kommunistischen Diktatur. Zugleich kann der Film als Interpretation des damals beginnenden Irakkriegs gesehen werden, als die amerikanische Öffentlichkeit begann, Züge von politischem Fanatismus aufzuweisen.

Die Geschichte zeigt den absurden Mechanismus historischen Prozesse, die von einem religiösen Inquisitor in Gang gesetzt werden. Im Namen göttlicher moralischer Reinheit initiiert Lorenzo ein Blutvergießen, in dessen Folge er selbst die schlimmsten Verbrechen wie Unzucht und Mord bis hin zur Verneinung seines eigenen Glaubens begeht. Das Böse kehrt leicht zurück, immer in anderer Verkleidung, aber stets mit der gleichen Sprache.

Goya bleibt unfreiwilliger Zeuge des teuflischen Terrors. In dieser furchtbaren Situation ist er unfähig, etwas anderes zu tun, als die ihn umgebenden Schrecken zu malen. Durch die sinnlichen Darstellungen des Malers sehen wir das Dilemma des Künstlers, der sein Werk in zwei verschiedenen Epochen des Terrors schuf. Beide überlebte er  die repressive Herrschaft der spanischen Inquisition und die Massaker der Napoleonischen Kriege. Der Widerspruch seines Lebens ist, dass er ein aufgeweckter Beobachter der Schönheit war, aber berühmt wurde durch das Festhalten des Grauens.

• „Es begann eigentlich gar nicht mit Goya”, erinnert sich Forman. “Es begann in meiner Zeit auf der Filmhochschule, als ich ein Buch über die Spanische Inquisition und einen Fall las, bei dem jemand fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt wurde.“
• „Das Drehbuch war Monate vor dem Irakkrieg fertig. An einer Stelle des Films sagt ein General Napoleons zu seinen Soldaten, man würde sie mit Blumen als Befreier Spaniens begrüßen. Es ist schwer zu erklären, dass diese Zeile schon existierte, bevor unser Vizepräsident (Dick Cheney, Anmerkung des Redakteurs) sie formulierte. Aber es ist natürlich keine Überraschung, dass sich Geschichte wiederholt. Nach jeder Katastrophe, nach jedem Krieg rufen wir: Wir haben unsere Lektion gelernt. Es wird nie wieder geschehen!  Und dann geschieht es wieder. Und wieder rufen wir. Und dann passiert es wieder.“
• „Ich wollte nicht, dass Goya von einem leicht zu erkennenden Schauspieler gespielt wird”, sagt der Regisseur. „Für die fiktiven Charaktere For, Lorenzo, Ines, war es gleichgültig, ob ein bekanntes Gesicht die Rolle füllt. Aber Goya. Goya sollte aus dem Nichts kommen. Unerwartet. Wir sollten ihn von nirgendwoher sonst erkennen.”