„In Wettbewerb hat Forman seinen originellen Stil entdeckt, der auf hervorragender Arbeit mit Laiendarstellern und einem ironischen Sinn für Humor aufbaut, der die Absurditäten des täglichen Lebens reflektiert, in dem gewöhnliche Menschen zu gewöhnlichen Helden werden. “
Der erste Teil führt uns zu den Proben einer kleinstädtischen Blaskapelle. Deren autoritärer Kapellmeister kommandiert die Ansammlung von Amateurmusikern herum. Unter ihnen ist der junge, schüchterne Posaunist Vlada, der daran denkt, sich vom kommenden Festival wegzuschleichen, da er ein Motorradrennen sehen will, das zur gleichen Zeit stattfindet.
Der zweite Teil folgt einer Gruppe von jugendlichen Sängern, die sich für das Semafortheater bewerben. Hunderte junger Mädchen sind gekommen, einige von ihnen sind talentiert, andere nicht, manche sind schön, andere weniger. Einige sind sehr schüchtern, andere dagegen sehr ehrgeizig. Unter ihnen ist auch ein Mädchen namens Vera, eine halbprofessionelle Sängerin, die eigentlich keine Schwierigkeiten haben sollte.
Über den Film
Zwei kurze Segmente wurden zu einem Film zusammengefügt. Im ersten Segment, Wenn´s keine Musikanten gäbe, wird eine kurze anekdotische Handlung über zwei junge Musiker aus zwei rivalisierenden Bands erzählt. Beide jungen Männer möchten lieber ein Motorradrennen ansehen, anstatt mit ihrer Band aufzutreten. Am Ende entschließen sie sich dazu, sich vom Konzert wegzuschleichen, das auf einem sehr wichtigen Blasmusikfestival stattfindet und als Höhepunkt in der Karriere der Band betrachtet wird. Die beiden jungen Männer schauen sich stattdessen das Rennen an.
Beide Musiker, der Trompeter Blumental und der Posaunist Vlada, werden für diesen “Verrat” aus der Band geschmissen. Sie nutzen allerdings ihre Chance und schaffen es bald wieder zu spielen – in der jeweiligen Band des Rivalen – da diese offensichtlich nach neuen Musikern sucht, die die Gefeuerten ersetzen sollen. Am Ende haben beide Musiker nur die Plätze getauscht.
Das zweite Segment mit dem Namen Wettbewerb ist eine fiktiver Dokumentarfilm über das Vorsingen bei einem sehr berühmten tschechoslowakischen Theater der sechziger Jahre namens Semafor (die Ampel). Die einfache Geschichte präsentiert eine junge Fußpflegerin, die von ihrer Arbeit abgelöst werden will, um zum Vorsingen zu gehen. Sie tut so, als ob sie eingeladen wäre, um am Vorsingen teilnehmen zu können.
Die junge halbprofessionelle Sängerin Vera kommt ebenfalls zum Vorsingen. Trotz ihres Könnens leidet sie an Lampenfieber und ist nicht in der Lage eine einzige Note zu singen. Die junge Fußpflegerin singt zwar vor, aber ihr Gesang ist armselig und lächerlich. Nachdem sie zurück zur Arbeit kommt, wird sie beschuldigt, gelogen zu haben.
Die Produzenten der Barrandov Studios, Herr Sebor und Herr Bor, fanden das Material vom Vorsingen so interessant, dass sie sich entschlossen, Forman eine weitere Chance für einen zweiten Kurzfilm zu geben, damit diese zwei Segmente zusammen als ein Kinofilm gezeigt werden könnten.
Beide Filme erscheinen authentisch wie ein wirklicher Dokumentarfilm, obwohl sie zum Teil inszeniert sind. Die gezeigten Charaktere sind wirkliche, normale Leute, sie sprechen und verhalten sich ganz natürlich, was manchmal lächerlich und lustig wirkt, aber auch sehr berührend ist. Die Geschichte der beiden Filme reflektiert das Gefühl der Generation der sechziger Jahre – einer ziellosen Jugend, die gefangen ist in der autoritären Gesellschaft ihrer Eltern.
Wissenswertes
- Forman besetzte die Rolle der Vera mit seiner zukünftigen zweiten Ehefrau, der Sängerin Vera Kresadlova.
- Wettbewerb wurde mit Formans privater 16mm Pentaflex Filmkamera gedreht, der Ton wurde auf einem Grundig Tonbandgerät aufgenommen. Es gab keine nachträgliche Synchronisation, die Crew hatte nicht einmal eine Filmklappe während des Drehs. Der Schnittmeister des Films, Miroslav Hajek, hatte mit Tonnen von Filmmaterial und Tonbändern zu kämpfen. Er war dennoch in der Lage, den Film erfolgreich zu schneiden und Bild und Ton zusammenzufügen.
- Wenn´s keine Musikanten gäbe wurde bereits mit einer professionellen 35mm Filmkamera gedreht, die von den Barrandov Studios geliehen war.
Milos Forman über den Film
- „Wir hatten gerade begonnen, eine Dokumentation über das Semafortheater zu machen. Das Theater war ein Riesenerfolg in Prag. Wir gingen im Gebäude hin und her und drehten, was so alles vor sich ging. Das Theater suchte gerade eine neue Sängerin. Die Macht eines Mikrofons faszinierte mich. Diese Mädchen traten während des Vorsingens davor, als ob es ein Zauberstab wäre, der ihnen Schönheit und eine wunderbare Stimme geben könnte. Gewöhnliche und dumme Mädchen stolzierten herum und gaben an, diejenigen ohne irgendein musikalisches Gehör schrien sich die Seele aus dem Leib und die Schüchternen, die an Lampenfieber litten, litten umso mehr, als sie die Bemerkungen der Jury hörten. Die Atmosphäre war zuweilen sehr unangenehm. Junge Frauen enthüllten ihre Ambitionen so schamlos, dass es mir peinlich war. Das war der Moment als ich mich entschloss, einen Film über ein Vorsingen zu machen, bei dem ich mich nicht schämen müsste und das mein Publikum zwingen würde, sich diese grausame Vorführung mit anzusehen. “
- Über die Besetzung von Vera Kresadlova (die zukünftige zweite Ehefrau von Milos Forman): „Schließlich kam ein Mädchentrio und begann, Locomotion zu singen. Von einer konnte ich meine Augen nicht lösen – eine große Dunkelhaarige mit geschürzten Lippen. Ich fand ihre Telefonnummer und fragte sie, ob sie in meinem Film mitspielen wolle. Sie sagte, wir müssten erst darüber reden. Wir trafen uns in einem Café. Sie sah umwerfend aus, aber sie machte klar, dass sie sich trotz ihres Alters (sie war damals gerade erst 18) nicht vorführen lassen werde. Sie akzeptierte ruhig mein Angebot und ich konnte sehen, dass sie überredet werden wollte. Ich tat mein Bestes und sie willigte schließlich ein, aber unter der Bedingung, dass ihre ganze Band im Film dabei sein würde. Vera regelte wirklich die Besetzung für den Film, und obwohl das Ganze zwar fiktiv war, schaffte sie es anschließend wirklich, eine Sängerin am Semafortheater zu werden. Langsam aber sicher gab sie meinen Einladungen nach, wir fingen an, miteinander auszugehen und nach einiger Zeit zog sie bei mir ein.“
Drehorte
Teil 1: Wenn´s keine Musikanten gäbe
Tschechoslowakei (heute Tschechische Republik)
-
Kolin
- Friedhof
- Gedenkzeremonie am Kmochgrab während der Eröffnung des Blaskapellenfestivals “Kmochs Kolin”.
- Amphitheater, Kmoch-Insel
- Konzerte während des Festivals “Kmochs Kolin”.
- Sportstadion
- Posaunist Vlada und Trompeter Blumental sind Zuschauer bei einem Motorradrennen.
- Außerhalb der Stadt
- Kolins Jugend amüsiert sich während eines spontanen Motorradrennens außerhalb der Stadt. Posaunist Vlada und Trompeter Blumental sind auch anwesend.
- Städtisches Gemeindezentrum in Zamecka Straße
- Proberaum in Kmochs Musik Kolin.
- Feuerwache Kolin, Polepska Straße
- Proberaum der Blaskapelle der Feuerwache Kolin
-
Solopysky bei Kutna Hora
- Örtliche Kneipe
- Posaunist Vlada spielt mit der Blaskapelle der öffentlichen Feuerwehr Kolin bei einer Tanzparty.
Teil 2: Wettbewerb
Tschechoslowakei (heute Tschechische Republik)
-
Prag
- Alfapassage am Wenzelsplatz
- Menschen drängen sich am Theatereingang. (Eingang zum Semafortheater)
- Öffentliche Eishalle am Anfang des Films (Eisbahn hinter Semafortheater)
- Semafortheater in Alfapassage am Wenzelsplatz
- Menschen betreten das Theater und sammeln sich am Kartenschalter. (Foyer)
- Eine Tänzerin macht sich während der Probe ihre Haare zurecht. (Umkleide)
- Eine Tänzerin in Netzstrümpfen geht in den Saal .(Treppe hinter der Bühne)
- Eine Tänzerin in Netzstrümpfen betritt den Saal und setzt sich zu den anderen Kandidaten ins Auditorium. (Auditorium)
- Jiri Suchy und Jiri Slitr proben vor der Aufführung. (Bühne)
- Die Mädchen singen mit Jiri Slitrs Klavierbegleitung. Jiri Suchy und die Sängerinnen des Semafortheaters, Pavlina Filipovska und Hana Hegerova, schauen zu. (Proberaum)
Technische Informationen
Wenn ´s keine Musikanten gäbe35 mm
Seitenverhältnis :1,37:1
Tonverfahren : Mono
Schwarzweiss
Wettbewerb
35 mm (Filmnegativ 16 mm)
Seitenverhältnis :1,37:1
Tonverfahren : Mono
Schwarzweiss
Besetzung und Crew
Barrandov Film Studios presents | |
Story and Screenplay by | Milos Forman, Ivan Passer |
Continuity | Lilian Havlickova |
Assistant Editor | Jitka Sulcova |
Film Editor | Miroslav Hajek |
Director of Photography | Miroslav Ondricek |
Directed by | Milos Forman |
Production Unit | Vadimir Bor, Jiri Sebor |
1st Part | The Glory of the Brass Bands |
Starring |
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Kmoch brass-band leader | Jan Vostrcil |
Firemen's brass-band leader | Vladimir Zeman |
Vlada | Vladimir Pucholt |
Vasek Blumental | Vaclav Blumenfeld |
Orchestras | Kmoch orchestra Kolin and Band music of public firemen´s unit of Kolin |
Conductors | Jan Vostrcil, Frantisek Zeman |
Assistants Production Manager | Jaroslav Vlk, Jiri Ulrich |
Camera Operator | Karel Hejsek |
Second Assistant Director | Bozena Abrhamova |
First Assistant Director | Ivan Passer |
Sound | Adolf Böhm |
Production Manager | Rudolf Hajek |
2nd Part | Audition |
Starring |
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himself | Jiri Suchy |
himself | Jiri Slitr |
Chiropodist | Marketa Krotka |
herself | Vera Kresadlova |
Friend of chiropodist | Ladislav Jakim |
himself | Petr Brozek |
himself | Karel Mares |
himself | Vladislav Hrabanek |
himself | Jiri Planner |
Supporting cast |
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Hana Hegerova, Pavlina Filipovska, Sylva Danickova, Jana Malknechtova, Pavel Sedlacek, Renata Tumova, Eva Pospisilova, Bohumir Palecek, Eva Stranska, Bohunka Sladka, Zorka Zahalkova, Majka Gillarova, Zuzana Oprsalova, Zdenka Lorencova, Dana Urbankova | |
Song "Blue Stockings" | Music by Jiri Slitr, Lyrics by Jiri Suchy |
Music Played by | Ferdinand Havlik´s Orchestra |
Krystal Ensemble of Petr Brozek | |
Camera Assistant | Emil Hora |
Sound Assistant | Lubos Zajic |
Still Photographer | Jaromir Komarek |
Sound Effects | Bohumil Brunclik |
Gaffer | Zdenek Bittner |
First Assistant Director | Tomas Kulik |
Assistant Production Manager | Ladislav Drazan, Zdenka Cerna |
Sound | Josef Vlcek |
Production Manager | Milos Bergl |
The movie was filmed on 16mm filmmaterial in autenthic sorroundings. | |
Processed at the Film Laboratories in Prague and Gottwaldov. | |
© 1963 Barrandov Film Studios |