Taking Off

Premiere:
28. März, 1971, New York, USA

Laufzeit:
89 Minuten.

Sprache:
Englisch

© 1971 Universal Pictures

„Eine mitreißende, episodische, wundervoll unvoreingenommene Satire über Ausreißer und besorgte Eltern“

(Dave Kehr, Chicago Reader, 2008)

Die USA an der Schwelle der siebziger Jahre. Die junge Jeannie reißt von ihrem Elternhaus nach New York aus, wo sie plant, Sängerin zu werden. Dort trifft sie auf eine Gemeinschaft von Mitgliedern der Boheme und Hippies. Ihre Eltern aus der Vorstadt suchen nach ihrer vermissten Tochter. Ihre Bemühungen sie zu finden und zu verstehen, enden in einer Reihe von tragikkomischen und peinlichen Situationen und Anekdoten, in denen beide unbewusst zu den Hauptcharakteren werden.

Über den Film

Eines Tages kehrt die fünfzehnjährige Jeannie nicht pünktlich nach Hause zurück. Ihre verzweifelten Eltern beginnen, ihre Freunde anzurufen. Die ebenso ahnungslosen Nachbarn bemühen sich zu helfen. Die Ehefrauen schicken ihre Männer auf die Straße, um mit Jeannies Foto nach ihr zu suchen. In der Zwischenzeit beginnen sie, Details aus ihrem Sexualleben zu erzählen. Die Ehemänner erklären hingegen ihre Suche für zwecklos und gehen in eine Kneipe.

Als sie deutlich betrunken nach Hause kommen, kehrt auch die Tochter zurück, ohne Erklärung, aber ebenfalls eindeutig betrunken. Nach kurzer Zeit verlässt Jeannie wieder ihr Heim, diesmal aber auf Dauer. Während ihr Vater in den gängigen Szenekneipen nach ihr sucht, trifft er auf eine Mutter, die ihre ebenfalls entlaufene Tochter sucht. Sie erzählt ihm von einer Selbsthilfegruppe für Eltern mit entlaufenen Kindern. In regulären Treffen versuchen sie dort, die Interessen ihrer Kinder zu verstehen und die Gründe für ihr Verhalten zu erfahren.

Hier spielt eine Kultszene des Films, in der ein Psychologe den Eltern Anweisungen gibt, wie man Marihuana raucht und in der schließlich alle Eltern high sind. Als am gleichen Abend Jeannie wieder nach Hause kommt, wird sie von ihren betrunkenen Eltern geweckt, die mit Freunden aus dem Club Strippoker spielen.

Forman beschreibt einen Generationenkonflikt der späten sechziger Jahre. Gleichzeitig erschafft er eine zeitlose, schöne und authentische Geschichte über die Hilflosigkeit von Erwachsenen, deren heranwachsende Kinder für sie zu viel wurden. Sie versuchen, ihr Zuhause zu verlassen, weil sie ihre Eltern ablehnen oder sie nicht verstehen, ihr scheinbar selbstgerechtes Leben voller täglicher Kompromisse und Resignation.

Taking Off wird oft als Brückenwerk zwischen seinen tschechischen und amerikanischen Filmen betrachtet. Sein erster amerikanischer Film gleicht in seiner Machart und Themenwahl vielen seiner früheren Filme. Die wohl auffälligste Gemeinsamkeit ist womöglich sein direktes Zitat aus dem Film Wettbewerb.

Das Thema des Generationenkonflikts und der Kommunikationsunfähigkeit werden in einen anderen soziokulturellen Kontext übertragen, in der jeder einzelne absolut lächerlich erscheint. Die amerikanische Vorstadtgeneration der Eltern ist dabei aber viel verlorener als seine einfachen, ungebildeten und kleinstädtischen Landsleute der sozialistischen Tschechoslowakei.

Forman nutzt seine frische Perspektive auf die amerikanische Gesellschaft geschickt aus, wenn er sein Erstaunen über die amerikanische Gewöhnlichkeit in Verwunderung umwandelt. Besonders im Blick auf die frühzeitig gealterten und notwendig konservativen Eltern.

Wissenswertes

  • Das Drehbuch entstand unter Schwierigkeiten auf zwei Kontinenten. Forman begann seine Arbeit mit dem berühmten Autor, Regisseur und Schauspieler Jean-Claude Carriére während seines monatelangen Aufenthaltes in Frankreich.
  • Der Autor der zweiten Drehbuchfassung war der amerikanische Regisseur John Klein, der gerade seine Karriere begonnen hatte. Er brachte in das Drehbuch das New Yorker Leben und die Atmosphäre von Amerika ein, wo Forman inzwischen lebte. Dies war ihm durch eine Vereinbarung zwischen dem tschechoslowakischen Filmexport und Paramount ermöglicht worden. Paramount lehnte jedoch letztendlich das Drehbuch ab, sodass die einzige Chance darin bestand, das Drehbuch zu kaufen und anders umzusetzen. Dafür benötigte Forman aber $140 000, die er nicht hatte. Als Universal Pictures schließlich die Produktion übernahmen, kauften sie die Rechte und boten ein begrenztes Budget von $810 000.
  • Forman und sein Co-Autor Jean-Claude Carriére fanden die Inspiration für den Film in einem Zeitungsartikel und trugen im Frühling von 1968 das Material für den Film zusammen mit einer Methode, die einer Dokumentation über das New Yorker East Village nicht ganz unähnlich war.
  • Forman besetzte in der Hauptrolle Linnea Heacock, die vom Typ her Ähnlichkeit hatte mit der Hauptdarstellerin seines früheren Films Die Liebe einer Blondine, Hana Brejchova. Er fand sie durch Zufall in einer Gruppe von Hippies, die sich am Bethseda Brunnen im New Yorker Central Park vergnügten.
  • In der Gruppe von Bewerberinnen für das Casting waren einige Talente und zukünftige Stars, wie zum Beispiel die zukünftige Oscargewinnerin Kathy Doyle Bates. Sie singt im Film das melancholische Lied Even Horses Had Wings.

Milos Forman über den Film

  • „Ich versuchte, so viel Spontaneität wie möglich in dem Film einzufangen. In der Strippokerrunde am Ende des Films wusste keiner der Schauspieler, wer ein schlechtes Blatt hatte. Ich hatte das Kartendeck so manipuliert, wie ich es für den Ausgang der Szene brauchte, aber die Schauspieler spielten wirklich Strippoker.”
  • „Als wir endlich im Sommer 1970 mit dem Dreh für Taking Off begannen, hatte ich den Film schon für einige Jahre gecastet. Meine größte Hilfe dabei war die Fotografin Mary Ellen Mark. Jedes Wochenende gingen wir zum Bethseda Brunnen im Central Park, wo die Wochenendhippies mit den Hardcorehippies herumhingen. Es war ein Straßentheaterspektakel, das niemals endete. Mary Ellen machte Fotos und ich suchte nach Gesichtern für meinen Film. Ich sammelte auch Material für meine spätere Produktion des Films Hair, allerdings wusste ich das damals noch nicht.”
  • „Wir drehten den Film für $810,000. Ich schob mein Honorar auf, Mike ebenfalls (Produzent Michael Hausman, Anmerkung des Redakteurs). Alle Schauspieler arbeiteten für den Mindestlohn. Unser Transport zum Set war Mikes eigenes Auto. Es war keine Limousine, aber es passten Mirek Ondricek (Kameramann des Films, Miroslav Ondricek) und ich auf den Vordersitz und unsere Hauptdarsteller Buck Henry und Lynn Carlin mit einem weiteren Darsteller auf den Rücksitz.”

Drehorte

USA

  • New York City, NY

  •  Long Island
    • Elternhaus
  • East Village, Manhattan
    • Suche nach der Tochter, nachdem sie von zu Hause weggelaufen ist.

Auszeichnungen

VeranstaltungOrtAuszeichnungKategorieG/N
1971
24. Filmfestival von Cannes Cannes
Frankreich
Grosser Preis der Jury Ex-aequo Bester Film
Milos Forman
BAFTA Verleihung
(British Academy Film Awards)
London
Großbritannien
BAFTA Award Bester Film
Beste Regie
Milos Forman
Beste Hauptdarstellerin
Lynn Carlin
(“Lynn Tyne”)
Bestes Drehbuch
Milos Forman, John Guare, Jean-Claude Carrière, John Klein
Beste Nebendarstellerin
Georgia Engel
(“Margot“)
Beste Schnitt
John Carter
1972
Bodil Verleihung Kopenhagen
Dänemark
Bodil Bester nichteuropäischer Film
Milos Forman
Preis der amerikanischen Drehbuchautoren (WGA) Los Angeles
USA
Preis der Autorengilde Beste Komödie nach einem Originaldrehbuch
Milos Forman, John Guare, Jean-Claude Carrière, John Klein

Technische Informationen

35 mm
Seitenverhältnis : 1,85 :1
Tonverfahren : Mono
Farbe

Besetzung und Crew

A Universal Relesas
Forman-Crown-Hausman Inc. production in association with Claude Berri
   

Starring

 
Jeannie Tyne Linnea Heacock
Lynn Tyne Lynn Carlin
Larry Tyne Buck Henry
Margot Georgia Engel
Tony Tony Harvey
Ann Lockston Audra Lindley
Ben Locston Paul Benedict
Schiavelli Vincent Schiavelli
Jamie David Gittler
themselves The Ike and Tina Turner Revue
   
Director of Photography Miroslav Ondricek
Photographed by Louis San Andres
Film Editor John Carter
Associate Producer Michael Hausman
Written by Milos Forman, John Guare, Jean-Claude Carrière, John Klein
Produced by Alfred W. Crown
Directed by Milos Forman
   
   
Main Titles by Elinor Bunin
   

Supporting cast

 
Mrs. Divito Rae Allen
Committee Man Frank Berle
Policeman (as Phillip Bruns) Phillip Bruns
Nancy Lockston Gail Busman
Corinna Divito Corinna Cristobal
Schuyler Barry Del Rae
Dr. Bronson Robert Dryden
Norman Allen Garfield
Committee Woman Madeline Geffen
Ellen Lubar Anna Gyory
Dr. Bob Besch Jack Hausman
Laurie Carrie Kotkin
SPFC President Herman Meckler
SPFC Member Ultra Violet
   

Audition singers

 
Sari and Jamie Freeman, Nina Hart, Michelle Scheideler, Debbie Robbins, Nancy Bell, Nancy Ferland, Jane Bedrick, Susan Chafitz, Meryl Schneiderman, Janie Bosenberg, Kay Beckett, Bobo Bates, Carly Simon, Mary Mitchell, Catherine Heriza, Shellen Lubin, Jinx Rubin, Caren Klugman
   
Production Manager Michael Hausman
First Assistant Director Phillip Goldfarb
Production Secretary Fran Boehm
Second Assistant Director Edward Folger
Art Director Robert Wightman
Sound Mixer David Blumgart
Script Supervisor Renata Stoia
Gaffer Milton Moshalk
Key Grip Larry Barr
Wardrobe Peggy Farrell
Hair Stylist Lee Victor
Make up Irving Buchman
Sound Editor Sanford Rackow
Rerecording Dick Vorisek
Assistant to Producer John Starke
   
“Air” performed by The Incredible String Band, Elektra Records
composed by Mike Heron, Paradox Music
“Stranger In Paradise” music and lyrics by Robert Wright and George Forrest, Frank Music Corp.
“Goodbye, So Long” composed by Ike Turner
“Love” composed by Nina Hart, Golden Bauch Productions Ltd.
“Let’s Get A Little Sentimental” composed by Mike Leander and Eddie Seago
“And Even The Horses Han Wings” composed by Bobo Bates
“Long Term Physical Effects” composed by Carly Simon and Tim Saunders, Timana – Quackenbush Music
“Ode To A Screw” composed by Tom Eyen and Peter Cornell
“Lessons in Love” composed by Catherine Heriza
“Feeling Sort of Nice” composed by Shellen Lubin
Dvorak “Stabat Mater” excerpt by special arrangement with Deutsche Grammophon and Polydor Records
   
Production Filmed Entirely in New York
   

The Producers Acknowledge The Cooperation of

The New York County Medical Society
The Dept. Of Commerce And Industry (permit and film division)
The New York City Police Department
   
Color by Movielab  
   
© 1971 Universal Pictures
Forman-Crown-Hausman Inc. production in association with Claude Berri

Poster

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Video

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